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Jenischpark

Freie und Hansestadt Hamburg

Das Nützliche und das Schöne
Der Jenischpark


Sie verbanden das Nützliche mit dem Schönen, waren eine Kombination von mustergültigem Bauernhof und ästhetisch gestalteter Landschaft. Von der modernen, rationalisierten und technisierten Landwirtschaft trennen sie Welten. So erscheinen sie uns heute utopisch, die „ornamented farms“, die sich im 18. Jahrhundert in England entwickelt hatten.

Auch der Jenischpark, genauer sein Vorläufer, hatte seinen Ursprung in einer ornamented farm. Sie wurde 1785 nach englischem Vorbild errichtet und entsprach ganz der aufklärerischen Gesinnung ihres Gründers Baron Caspar Voght. Er pflanzte nur heimische Gehölze. Einige der knorrigen Eichen, Quercus robur, stehen noch heute. An der Baron-Voght-Straße ist sein frühklassizistisches Landhaus aus dem Jahr 1794 erhalten. Schräg gegenüber liegen an der heutigen Grenze des Parks die Instenhäuser als vorbildliche Tagelöhnerhäuser ihrer Zeit.

Im Park wurden die alte Knüppelbrücke und das Eierhaus, beide aus dem Jahr 1790, originalgetreu wieder aufgebaut. Von der bogenförmigen Brücke aus konnte man die Felder überblicken und die Feldarbeiten beobachten. Die aus Ästen und Moosen errichtete Eierhütte war, wie die Inschrift am Giebel besagt, den Freunden und der Muße gewidmet.

Zum Gut gehörte auch eine Baumschule, die der Schotte James Booth leitete. Er belieferte Gärten und Parks mit importierten Pflanzen und trug so zu ihrer Verbreitung bei. Die Baumschule führte 1827 die Douglasie in Deutschland ein. In erhalten gebliebenen Bestellisten werden Ginkgo, Schnurbaum, Zürgelbaum und Geschlitztblättrige Birke genannt. Zu den bekanntesten Kunden zählte Fürst Pückler. In dieser Baumschule hat Johannes von Ehren, der Gründer der großen Hamburger Baumschule Lorenz von Ehren gelernt, und hier liegt die Keimzelle für die bekannten Baumschulen im Landkreis Pinneberg.

Als 1828 der mit Caspar Voght befreundete Bankier und Senator Martin Johann Jenisch das Anwesen erwarb, begann die Umgestaltung zu einem klassischen Landschaftspark. Für Jenisch baute 1831-1834 Franz Gustav Forsmann das repräsentative Landhaus und berücksichtigte dabei Pläne von Karl Friedrich Schinkel. Das Jenischhaus ist heute ein herausragendes
Denkmal klassizistischer Architektur und großbürgerlicher Lebensart. Es enthält Einrichtungsgegenstände seiner Zeit und bietet Raum für wechselnde Ausstellungen.

Das Gelände um das Jenischhaus erfuhr Veränderungen. Die Felder der ornamented Farm verschwanden. Die breite Sichtachse des Landschaftsparks reicht bis an die Elbe. Im plaesureground zwischen Herrenhaus und Gewächshäusern wurden exotische Bäume gepflanzt, es entstand ein Arboretum. Hier ist der älteste Ginkgo Hamburgs, Ginkgo biloba, zu bewundern und auch aus dem Riesenmammutbaum, Sequoiadendron giganteum, und der Zweizeiligen Sumpfzypresse, Taxodium distichum, sind gewaltige Bäume geworden. Die Goldlärche, Pseudolarix amabilis, ist gar die stärkste in Deutschland und zählt somit zu den Champiom trees. Die Nootka-Scheinzypresse, Chamaecyparis nootkatensis ’Pendula’, hat immerhin den größten Stammumfang dieser Baumart in Hamburg. Beide stehen im Arboretum nicht weit vom Ernst Barlach Haus entfernt.

In den Gewächshäusern, die zur Gartenbauausstellung 1956 durch einen Neubau ersetzt wurden, hatte Jenisch Orchideen, Kakteen und Palmen gesammelt. Auch die Eingangstore wurden wiederhergestellt genau so wie das in der Art der rustic cottages gebaute Pförtnerhaus an der Holztwiete .

Der Park konnte 1927 von der Stadt Altona gepachtet und danach angekauft werden. Später ging er in den Besitz der Freien und Hansestadt Hamburg über. So konnte die schon begonnene Parzellierung aufgehalten werden. Auf der Grundlage eines Parkpflegewerks wurden Teile des denkmalgeschützten Parks nach und nach wieder hergestellt. Die großzügige Sichtachse wurde zurück gewonnen, die den freien Blick bis auf die Elbe und die vorbeiziehenden Schiffe erlaubt. Nur an der Elbe stört heute diesseits die nachträgliche Bebauung die Sicht und am jenseitigen Ufer verstellt das klotzige Verwaltungsgebäude der ehemaligen Deutschen Werft den grandiosen Ausblick.

Ganz in der Nähe des Jenischhauses baute 1961/62 der Hamburger Architekt Werner Kalmorgen das Ernst Barlach Haus für die Sammlung von Hermann F. Reemtsma. Die sachlich funktionale und vornehme Architektur fügt sich in ihrer Zurückhaltung gut in den Park. Die Sammlung umfasst heute 130 plastische Werke des Bildhauers. Sie wird von wechselnden Ausstellungen begleitet.

Ein besonderes Vergnügen ist es, den Park vom S-Bahnhof Klein Flottbek bis zur Elbe zu durchwandern. Schon an der Baron-Voght-Straße sind das Wohnhaus Voghts und die Instenhäuser zu sehen. Im Park kann man dann die Besichtigung mit dem Gewächshaus und dem Arboretum beginnen, einen Blick in das Ernst Barlach Haus und das Jenischhaus werfen und sich in dem gediegenen kleinen Café im Jenischhaus stärken.

Den Panoramablick noch einmal genießend, geht es dann hangabwärts über die Knüppelbrücke, an der Eierhütte vorbei bis nach Teufelsbrück an die Elbe. Von dort kann man mit dem Schiff über Finkenwerder zu den Landungsbrücken und in die Innenstadt zurückzukehren. Wer mehr vom maritimen Flair haben möchte, der kann die Schifffahrt in Övelgönne am kleinen Museumshafen unterbrechen, bei Hoppe oder in einem anderen Restaurant je nach Tageszeit Fisch essen oder Kaffee trinken und dabei den Blick über die Elbe auf den Containerhafen schweifen lassen.

Baron-Voght-Straße
Eigentümerin Freie und Hansestadt Hamburg
Behörde für Umwelt und Gesundheit
Billstr. 84, 20539 Hamburg
Fon 040/4 28 45-39 28
E-Mail heino.grunert@bug.hamburg.de

Größe 42 ha, frei zugänglich
Führungen nach Anmeldung
Anfahrt S1 Klein Flottbek
Bus 115 Hochrad