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Emmerthal

Emmerthal, Landkreis Hameln-Pyrmont

Hoch über der Weser
Der Ohrbergpark

Steil fällt der Ohrberg zur Weser ab. An einigen Stellen geben die Bäume den Blick auf die Landschaft frei, auf den sich schlängelnden Fluss, die Wiesen und Felder, die umliegenden Höhen. Die Weser glänzt silbern und das weiße klassizistische Herrenhaus des Gutes Ohr sticht aus dem Grün hervor. Links davon, nahe am Fluss, ist der Gartenpavillon zu erkennen. Er wurde 1841 errichtet. Das Gutshaus ist erst 1872 erstellt worden, auf den Grundmauern des Vorgängerbaus, der von dem hannoverschen Hofbaumeisters Georg Ludwig Friedrich Laves erbaut und durch einen Brand vernichtet worden war. Das Rittergut Ohr hat eine viel längere, tausendjährige Geschichte. 1004 wurde es zuerst erwähnt und schon seit 1307 ist es im Eigentum der Familie von Hake. Das Herrenhaus wird von einem kleinen Landschaftsgarten umgeben, den Christian Ludwig von Hake 17771 anlegen ließ. Den Gartenpavillon widmete er der Eintracht und ließ über den Eingängen die Namen seiner vier Söhne anbringen.

Mehr als einen halben Kilometer davon entfernt erhebt sich der Ohrberg 80 m über die Weser. Als Hudewald diente er dem Vieh als Weide und lieferte zudem Nutzholz. Schon Christian Ludwig von Hake begann damit, ein Lusthaus auf dem Ohrberg zu bauen, eine Allee aus Buchen und Eichen zu pflanzen und Wege anzulegen. Als Gartenmeister und Leiter des königlichen Hofbau- und Gartendepartements in Hannover brachte er die fachlichen Voraussetzungen dazu mit. Mit der Anlage des Landschaftsparks konnte aber erst sein Sohn Georg Adolph von Hake beginnen, nachdem er 1817 das Huderecht auf dem Ohrberg erworben hatte und die Beweidung einstellen ließ. Auch er war vom Fach, denn er hatte auf seinen Reisen die Gärten in England gründlich kennen gelernt und die Schrift „Über Höhere Gartenkunst – Fragmente aus dem Tagebuch eines alten Gärtners“ verfasst.

Um eine zentrale Wiesenfläche herum pflanzte er viele wertvolle Bäume und erschloss das Gelände mit Wegen. Sichtachsen lenken den Blick in den Park und führen ihn oft darüber hinaus in die Weite der umgebenden Landschaft. Der Sichtverbindung zum Gutshaus kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Im 19. Jahrhundert erlangte der Park mit seinen über 250 Gehölzarten und -formen rasch Bekanntheit. Heute geben ihm die zu mächtiger Größe herangewachsenen Bäume seinen besonderen Charakter. Die stattlichen Winter-Linden,Tilia cordata, und Sommer-Linden, Tilia platyphyllos, die Stiel-Eichen, Quercus robur, Rot-Buchen, Fagus sylvatica, und Wald-Kiefern, Pinus sylvestris, werden durch besondere Formen heimischer Bäume ergänzt wie die Blut-Buche, Fagus sylvatica 'Purpurea' und die Eichenblättrige Buche, Fagus sylvatica 'Quercifolia'. Die Herzblättrige Erle, Alnus cordata, und der Geschlitztblättrige Holunder, Sambucus nigra 'Laciniata' sind Seltenheiten. Die Farnblättrige Buche, Fagus sylvatica 'Asplenifolia' ist die stärkste in Niedersachsen. Und dieser Rang kommt auch dem Spitz-Ahorn, Acer platanoides, der Edelkastanie, Castanea sativa, und der Schwarz-Kiefer, Pinus nigra, aus dem Ohrbergpark zu. Die stärkste Ahornblättrige Platane, Platanus x hispanica, steht unten in der Flussaue zwischen der Bundesstraße und der Weser. Und die mächtigste Hänge-Buche, Fagus sylvatica 'Pendula'. des Landes ist nur ein paar Kilometer entfernt auf dem Friedhof in Aerzen zu finden.

Unter einem großen Berg-Ahorn, Acer platanoides, sind Hunderte von kleinen Sämlingen aufgelaufen. Wer genau hinsieht, entdeckt unter ihnen einige mit malerisch weiß panaschierten Blättern. Die kennen wir sonst von Leopolds Berg-Ahorn, Acer platanoides 'Leopoldii', der als Mutterbaum in Frage käme, aber im ganzen Park nicht zu finden ist. Ob es natürlich entstandene Mutationen sind?

Die Libanon-Zeder, Cedrus libani, mit ihrer markanten Gestalt steht direkt am Steilhang in einer Sichtlücke, die den Blick auf das Gutshaus Ohr freigibt. Von den exotischen Gehölzen haben die Edelkastanie, Castanea sativa, aus Südeuropa, die Baum-Hasel, Corylus colurna, aus der Türkei, der Riesenmammutbaum, Sequoiadendron geganteum, und die Kleinblättrige Robinie, Robinia pseudoacacia 'Microphylla', aus Nordamerika eine imposante Größe erreicht. Die Weidenblättrige Birne, Pyrus salicifolia, aus dem Kaukasus ist in die Naturform zurückgeschlagen, so dass die untere Hälfte die silbergrauen, lanzettförmigen Blätter, die obere Hälfte gewöhnliche Birnenblätter trägt. Wer im Frühjahr kommt, kann den Taschentuchbaum, Davidia involucrata, aus China mit den großen weißen Hochblättern seiner Blüten erleben, sich an dem rosa blühenden chinesischen Bogen-Flieder, Syringa reflexa, dem Japanischen Blumen-Hartriegel, Cornus kousa var. kousa, und den zahlreichen Azaleen und Rhododendren in ihrer Farbenpracht erfreuen. Im Herbst ist es dann die Laubfärbung, die den Park leuchten lässt. Zu jeder Jahreszeit aber ziehen die altehrwürdigen Bäume den Besucher in ihren Bann, gibt der weite Blick in das Wesertal dem Ohrbergpark seinen unverwechselbaren Charakter.

Der Ohrberg erhebt sich 6 km südlich von Hameln unmittelbar an der B 83 und ist bis hinauf zum Ausflugsrestaurant im Park zu befahren, das zur Zeit allerdings nicht bewirtschaftet wird. So bietet sich das Restaurant an der nur wenige Kilometer südlich gelegenen Hämelschenburg zur Einkehr an mit der Besichtigung dieses bedeutenden Schlosses der Weserrenaissance. Von Hannover aus ist der Ohrberg mit der S-Bahn bis Hameln gut zu erreichen und vom Bahnhof aus mit dem Bus in Richtung Holzminden. Wer mehr Zeit mitbringt, kann vom Anleger Hameln aus im Sommer auch mit dem Weserschiff nach Ohr gelangen. Der kleine Landschaftspark am Gutshaus Ohr wird privat genutzt und ist nicht zu besichtigen.

Ohrbergpark, Größe 15 ha,
Öffentlich zugänglich,
von der Stadt Hameln und dem
Landkr. Hameln-Pyrmont gepflegt.
Eigentümer: Dietrich Freiherr von Hake,
Rittergut Ohr, 31860 Emmerthal

Anfahrt: Von Hannover Hbf.
S-Bahn 5 bis Hameln,
vom Bahnhof Bus 40 oder 520
in Richtung Holzminden bis Ohrberg.
Mit dem PKW von Hameln auf B 1 und B 83
ca. 6 km nach Süden, Ohrberg rechterhand.