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Wallanlagen

Freie Hansestadt Bremen

Windmühlen statt Kanonen
Die Wallanlagen

Bremens ältester Park ist aus der Stadtbefestigung entstanden. Der niederländische Festungsbaumeister Johan van Valckenburgh umschloss im 17. Jahrhunderts Alt- und Neustadt mit einem strahlenförmigen Wassergraben und einem Wall. Die Vorsprünge innerhalb des Wassergrabens dienten als Bastionen und wurden mit Kanonen besetzt. In der Altstadt lag hinter dem Wall noch die Stadtmauer, die um 1750 fünf Tore aufwies: Stephanitor, Doventor, Ansgaritor, Herdentor und Ostertor.

Als dann die militärische Bedeutung der Befestigung zurückging, errichtete man in den Anlagen Windmühlen, pflanzte Bäume und legte Gärten an. 1802 beschloss die „Deputation wegen Anlegung und Unterhaltung öffentlicher Spaziergänge“, die Brustwehren abzubauen und die Wälle zu einem englischen Landschaftspark umzugestalten. Die Arbeiten wurden den Gärtnern Christian Ludwig Bosse und Isaak Altmann übertragen. Sie ließen die Wälle abflachen, Wege anlegen und gaben den geraden Abschnitten des Wallgrabens geschwungene Formen. Von den sieben Windmühlen ist nur die Mühle am Herdentor bis heute erhalten. Im 20. jahrhundert wurden die Anlagen unter dem Gartenbaudirektor Paul Freye noch einmal verändert. Der zickzackförmige Stadtgraben aber blieb bestehen und bestimmt noch immer die Struktur der Grünflächen. Das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Stadttheater wurde nach dem Krieg abgerissen. Auf dem Theaterberg entstand der Theatergarten. An den alten Standort des Fockemuseums erinnert der Fockegarten. Auch ohne Stadttheater und Fockemuseum sind die Wallanlagen mit zahlreichen Skulpturen ein Ort der Kunst geblieben. Gleich drei Museen dicht nebeneinander, Kunsthalle, Gerhard-Marcks-Haus, und Wilhelm-Wagenfeld-Haus mit Designzentrum, laden Am Wall dazu ein, den Parkbesuch mit einem Museumsbesuch zu verbinden. Zu Recht sind die Bremer Wallanlagen 1977 unter Denkmalschutz gestellt worden.

In der Stadt gelegen, sind die Wallanlagen leicht zu erreichen. Vom Bahnhofsplatz sind es nur ein paar Minuten Fußweg in Richtung Zentrum über die Bahnhofstraße und den Herdentorsteinweg bis zum Herdentor. Hat man den Stadtgraben überquert, kann man links durch den Park bis zur Kunsthalle und darüber hinaus bis zur Altmannshöhe gehen. Einige der Bäume stammen noch aus der Zeit, als der Park kurz nach 1800 angelegt wurde und sind über 200 Jahre alt. Gleich links hinter dem Herdentor steht neben der großen Steinhäuser-Vase von 1856 die mächtige Baum-Halsel, Corylus colurna, mit einem Stammumfang von 378 cm. Die ausladenden Äste müssen abgestützt werden. Nicht weit davon entfernt in Richtung Stadtgraben reckt sich die Schwarznuss, Juglans nigra, mit einem Stammdurchmesser von 417 cm in den Himmel. Beide gehören zu den stärksten Bäumen Deutschlands, die international als Championtrees bezeichnet werden.

Geht man parallel zum Stadtgraben weiter, folgt eine große Kobuschi-Magnolie, Magnolia kubus, und der seltene Trautvetters Ahorn, Acer heldreichii, subsp. trautvetteri. Nicht weit entfernt stehen zwei nicht alltägliche Zaubernüsse, die Hybrid-Zaubernuss ’Arnold Promise’, Hamamelis x intermedia ’Arnold Promise’, mit der schönster Herbstfärbung der Art und die Virginische Zaubernuss, Hamamelis virginiata, die einzige, deren feine gelbe Blüten im Herbst hervorkommen. Auf dem Theaterberg fügt sich eine der schönsten Skulpturen von Gerhard Marcks, die „Liegende“, harmonisch in den Park. Das hat Schmierfinken nicht davon abgehalten, hier ihre Graffiti zu hinerlassen. An einer Wegekreuzung kurz vor der Kunsthalle fällt die kleine Gruppe von stattlichen Blumeneschen, Fraxinus ornus, auf. Die Mühe, die Straße Am Wall zu überqueren und hinter der Kunsthalle auf die Altmannshöhe mit dem Ehrenmal von Ernst Gorsemann zu steigen, wird mit dem Blick über die Weser auf den alten Wasserturm belohnt. Wählt man den Rückweg auf der anderen Seite des Stadtgrabens auf der Contrescarpe, ist die große Edelkastanie, Castanea sativa, vor der Lümann-Villa, dem Sitz des Innensenators, einen Blick wert.

Schlägt man, vom Hauptbahnhof kommend, am Herdentor den Weg am Stadtgraben entlang nach rechts ein, also nach Norden, so kommt die auf einer ehemaligen Bastion errichtete Windmühle in den Blick. Von den Mühlen, die nach dem Schleifen der Befestigung in den Wallanlagen gebaut worden waren, ist die am Herdentor als einzige erhalten geblieben. Auch in diesem Abschnitt bestimmen die sehenswerten Bäume das Bild. Gleich am Herdentor, noch östlich des Stadtgrabens, steht der Südliche Zürgelbaum, Celtis australis. In der Nähe der Windmühle sind der Geweihbaum, Gymnocladus dioicus, und der Urweltmammutbaum, Metasequoia glyptostroboides, zu finden. Jenseits, also nördlich der Bürgermeister-Smidt-Straße, taucht die Japanische Walnuss, Juglans ailantifolia, auf und vor dem Doventor stehen die ebenfalls aus Japan stammende Herzfrüchtige Walnuss, Juglans ailantifolia var. cordiformis, die Ungarische Eiche, Quercus frainetto, mit ihren besonders schön geformten Blättern und die mächtige Kanadische Pappel, Popolus x canadensis, ein Championtree mit dem Stammdurchmesser von 617 cm. Wer sich die Zeit nimmt, in Ruhe – vielleicht mit einem Bestimmungsbuch – durch die Wallanlagen zu schlendern, der kann noch so mache Baumart entdecken. Ganz leicht wird ihm die Suche nicht gemacht, denn die Bäume sind weder nach einer verwandtschaftlichen, noch nach einer geografischen Ordnung angepflanzt worden.

Wallanlagen, frei zugänglich
Stadtgrün Bremen, Tel. 0421-33611-5420
E-Mail kerstin.doty@stadtgruen.bremen.de
Zugang vom Hauptbahnhof
über Bahnhofstraße und Herdentorsteinweg zum Herdentor