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BAD NENNDORF
 

Stadt Bad Nenndorf, Landkreis Schaumburg

Eine verwunschene Allee
Der Kurpark Bad Nenndorf

Verwunschen und geheimnisvoll, ja an trüben Herbsttagen gespenstisch, wirkt die Allee aus den knorrigen und verwachsenen Süntel-Buchen, Fagus sylvatica 'Tortuosa', am westlichen Rande des Kurparks von Bad Nenndorf. Mit den fast einhundert ungewöhnlichen Alleebäumen ist sie einmalig. Hexenholz und Teufelsholz wurden die Bäume genannt. Besonders im Süntel, dem kleinen Gebirge des Weserberglandes, war diese Form der Rotbuche verbreitet. Mit ihrem Dreh- und Krüppelwuchs war sie der Schrecken der Forstleute. So verwundert es nicht, dass der letzte Süntel-Buchenwald 1843 gerodet wurde. Aber es gab auch Menschen, die den besonderen Charakter und die bizarre Schönheit der Bäume erkannten, sie in Parks und Gärten anpflanzten und ihrer Ausrottung entgegen arbeiteten. In Bad Nenndorf pflanzte der preußische Gärtner Carl Thon zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Rahmen von Erweiterungen des Kurparks die Allee der Süntel-Buchen und schuf damit ein regional typisches Kennzeichen, das seinesgleichen nicht hat. Später kamen an verschiedenen Stellen des Kurparks über zwanzig weitere Süntel-Buchen hinzu.

Der kleine Kurort liegt am Fuß des Deisters ganz am nördlichen Rand der Mittelgebirge, kurz bevor die Norddeutsche Tiefebene beginnt. Die Heilquellen auf dem „Dübelsdreck“ zwischen Groß und Klein Nenndorf wurden schon 1546 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Seinen Namen verdankt das Flurstück wohl dem strengen Geruch der schwefelhaltigen Quellen. Ihre heilende Kraft wurde zunächst von der ländlichen Bevölkerung erkannt und gegen Rheuma, Gicht und Hautkrankheiten genutzt. Landgraf Wilhelm IX. von Hessen-Kassel gründete 1787 nach den Plänen des Hofarchitekten Simon Louis du Ry den „Gutsbezirk Nenndorf“ mit den Badeeinrichtungen. Die überragende Qualität der Schwefelquellen trug dazu bei, dass Bad Nenndorf in die Reihe der führenden deutschen Heilbäder aufstieg. 1836 wurde es zum Preußischen Staatsbad und nach dem Zweiten Weltkrieg zum Niedersächsischen Staatsbad, bis es schließlich von der Stadt übernommen wurde.

Georg Wilhelm Homburg, der Kasseler Hofgärtner des Landgrafen, hatte schon 1792 nach Studien in England mit den Arbeiten am Kurpark begonnen. Mit der Pflanzung von über 200 Gehölzarten und –formen schuf er den Grundstock zum heutigen wertvollen Baumbestand, der neben den historischen Gebäuden den Charakter des Kurparks prägt. Um das Hotel "Esplanade" herum, das aus dem ehemaligen Badehaus hervorging, stehen der Urweltmammutbaum, Metasequoia glyptostroboides, der stattliche, aus drei einzelnen Stämmen gewachsene Blauglockenbaum, Paulownia tomentosa, die Hängende Silber-Linde, Tilia tomentosa ’Petiolaris’, und die Kaukasus-Fichte, Picea orientalis. Der Ginkgo, Ginkgo biloba, steht nahe dem Brunnenhaus. Am Rande des Parks, in der Nähe der Landgrafentherme, ist die Geschitzblättrige Scharz-Erle, Alnus glutinosa ’Imperialis’, zu finden.

Im Zentrum des Parks stehen die Geschlitztblättrige Birke, Betula pendula ’Dalecarlica’, und die Gelbe Rosskastanie, Aesculus flava, die sich vor der dunklen Blut-Buche, Fagus sylvatica fo. purpurea, prächtig abhebt. Vor dem weiblichen, fruchtenden Götterbaum, Ailanthus altissima, ist der Eisenhutblättrige Ahorn, Acer japonicum ’Aconitifolium’, ein besonderer Blickfang. Der Cissusblättrige Ahorn, Acer cissifolium, und der Kaukasische Ahorn, Acer heldreichii subsp. trautvetteri, sind ebenso sehenswert wie die Eichenblättrige Hainbuche, Carpinus betulus ’Quercifolia’, und die beiden Taschentuchbäume, Davidia involucrata, die nahe an der Musikmuschel stehen.

Neben dem „Schlösschen“ laden der Riesenmammutbaum, Sequoiadendron giganteum, aus Nordamerika und der Urweltmammutbaum, Metasequoia glyptostroboides, aus China zu einem Vergleich ein, denn sie stehen direkt nebeneinander. Die Metasequoia war zunächst nur als Fossil bekannt, bevor sie erst 1941 als lebende Pflanze in China entdeckt wurde und danach ihren Siegeszug in die Parks der übrigen Erdteile begann, vor allem in Europa und Nordamerika. Den Riesenmammutbaum und den Urweltmammutbaum in Bad Nenndorf pflanzte der Gärtner Wilhelm Kölling unter dem Motto "Begegnung von Ost und West" 1955, dem Geburtsjahr seiner Tochter Barbara. Die Metasequoia ist also nicht gerade uralt, weist aber nach der Vermessung von Detlef Ehlert mit 473 cm den größten Stammumfang in Brusthöhe dieser Baumart in Deutschland auf. Sie ist damit ein Champion Tree. Zum Tag des Baumes 2011 wurde sie von der Gesellschaft Deutsches Arboretum zum Rekordbaum des Jahres bestimmt. Das in vier Meter Höhe mit einem dicken Draht am Stamm angebrachte Schild gereicht dem Baum nicht gerade zur Zierde.

Der Weg bergaufwärts an den Rand des Kurparks lohnt nicht nur wegen der einmaligen Allee aus Süntelbuchen, Fagus sylvatica ’Tortuosa’, und des Ausblicks in die Landschaft an ihrem Ende. In der Nähe der Liegehalle stehen noch ein großer Riesenmammutbaum, Sequoiadendron giganteum, der ebenfalls 1955 gepflanzt wurde, und etliche kleinere Gehölze, die nicht weniger sehenswert sind. Der Rostnervige Schlangenhaut-Ahorn, Acer rufinerve, aus Japan sticht nicht nur mit seiner auffällig genarbten Rinde hervor, sondern im Herbst auch mit seinen leuchtenden Blättern. Die Lotuspflaume, Diospyros lotus, gehört genau so zu den nicht so häufig vorkommenden Pflanzen wie der weibliche, Früchte tragende Papiermaulbeerbaum, Broussonetia papyrifera, und die Stacheldraht-Rose, Rosa sericea subsp.omeiensis fo. pteracantha.

Wie die Bäume bestimmen die historischen Gebäude den Charakter des Kurparks. Das Haus Kassel wurde schon 1790/91 gebaut und 1929 erweitert. Das Landgrafenhaus stammt aus den Jahren 1791/92 und wurde nach einem Brand 1936 erneuert. 1806 wurde die klassizistische Sommerresidenz des Landgrafen, das sogenannte Schlösschen, gebaut und 1842 das Brunnenhaus über der Schwefelquelle errichtet. Es ist zu einem Wahrzeichen Bad Nenndorfs geworden. Das prächtige Hotel "Esplanade" ging aus dem ehemaligen Badehaus von 1906 hervor.

Größe 35 ha, frei zugänglich
Kur- und Tourismusgesellschaft Staatsbad Nenndorf GmbH
Hauptstraße 4, 31542 Bad Nenndorf, Fon 0 57 23/74 85 60
Anfahrt: A2, Ausfahrt Bad Nenndorf, B65
S-Bahn 1 Hannover Hbf.-Bad Nenndorf




 

Riesenmammutbaum und Urweltmammutbaum