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GÄRTEN UND PARKS
 

Ein Vorwort

Parks und Gärten mitten in Norddeutschland werden in einer persönlichen Auswahl vorgestellt. Es sind Gärten, die individuell als schön und sehenswert erlebt wurden und zugleich repräsentativ sind in ihrer historischen Bedeutung, in ihrer ästhetischen Qualität und mit ihrem artenreichen Bestand an Pflanzen. Sie liegen in dem Gebiet zwischen Bremen, Hamburg und Schwerin, zwischen Hannover, Braunschweig und Magdeburg. Geografisch ist diese Region kaum zu fassen. Mit Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen berührt sie nicht weniger als sieben Bundesländer. Sie liegt mitten in Nordeutschland und wird einfach als "Mitten im Norden" bezeichnet. Zu etlichen der Gärten führten Exkursionen, die von Erika Schmidt und Heinz Schirnig geleitet wurden. Es sind persönliche Empfehlungen und Vorschläge, aus denen sich die Leser ihre individuellen Gartenrouten zusammenstellen können.

Die Auswahl der Gärten folgt keinem Proporz , ignoriert Verwaltungsgrenzen und macht auch an den Grenzen von Bundesländern nicht Halt. Das mag ungewöhnlich sein, entspricht aber den Bedürfnissen der Besucher, die sich Parks und Gärten auf Ausflügen ansehen möchten. Denn das Arboretum Ellerhoop in Schleswig-Holstein und die Bauerngärten des Freilichtmuseum am Kiekeberg in Niedersachsen befinden sich direkt vor den Toren Hamburgs. Von Lüneburg aus liegen die Hamburger Gärten wie auch der Schlosspark Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern näher als viele Gärten in Niedersachsen. Und von Braunschweig aus ist es ein Katzensprung zu den Schlossparks Hundisburg und Harbke in Sachsen-Anhalt.

Noch etwas weiteres unterscheidet diese Veröffentlichung von den meisten Publikationen ähnlicher Art. In denen kommen Baumarten, die doch konstituierende Bestandteile von Parks und Gärten sind, gar nicht vor oder werden allenfalls am Rande genannt. Hier sind sie enthalten. Oft aber ist es schwierig, die Standorte innerhalb der Parks zu beschreiben. Wir wünschen uns, dass viele Parks noch besucherfreundlicher werden und Informationssysteme entwickeln, zu denen nicht nur Übersichtspläne, sondern regelmäßig die Beschilderung der wichtigsten Pflanzen zählen.

Es ist kein Zufall, dass in einem von Kunsthistorikern herausgegeben Garten-Reiseführer über Sachsen der Forstbotanische Garten Tharandt als eines der ältesten und bedeutendsten Arboreten fehlt. Andererseits werden von botanischen Autoren, die üblicher Weise meistens über Pflanzen und selten über Gärten schreiben, regelmäßig gestalterische und kunsthistorische Fragen vernachlässigt, so, wenn Anlagen mit geschwungenen Wegeführungen einfach als englische Landschaftsgärten bezeichnet werden. Der Grund ist wohl in der zunehmenden Spezialisierung der Disziplinen zu suchen und der mangelnden Zusammenarbeit zwischen ihnen. Bei den Gartenarchitekten und der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur sind die Verbindungen am ehesten erhalten geblieben. Zwischen Kunsthistorikern und deren Fachvereinigungen auf der einen Seite und den Botanikern mit ihren Verbänden auf der anderen Seite aber sind Kooperationen die Ausnahmen. So erscheint es bezeichnend, dass die Gesellschaft Deutsches Arboretum ihre Jahrestagungen auf den Tag des offenen Denkmals gelegt hat und so die Tagungsteilnehmer daran hindert, an einer der vielen Veranstaltungen in jenen kunsthistorisch bedeutsamen Parks teilzunehmen, die unter Denkmalschutz stehen.

Gärten sind beides, Kunstwerke und botanische Schatzkammern. Gärten sind kleine Paradiese. Nicht umsonst wurde das Paradies als Garten gedacht. Es sind Orte der Entspannung und des Vergnügens. Es sind aber ebenso Orte, die dem Besucher Anregungen und Wissenswertes bereit halten. Sie spiegeln die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Zeit ihrer Entstehung. Sie sagen über diejenigen etwas aus, die sie angelegt haben. Sie sind selber Kunst und sie enthalten Kunstwerke. Sie bergen botanische Schätze und sind Tieren ein Refugium. In der technisierten Umwelt sind sie den Menschen ein Stück Natur. Sie sind ideale Ziele für Ausflüge und, wenn man sich ernsthaft auf sie einlässt, für Exkursionen.

Der öffentliche Stellenwert von Parks und Gärten hat auch in Deutschland zugenommen. Und doch sind sie längst nicht so beliebt, wie wir es in England erleben können. Die Lust auf Gärten zu wecken, ist ein Ziel der folgenden Texte.

Heinz Schirnig